Regula Benedicti 49,1–3
Fastenzeit
In einem Konventgespräch am Aschermittwoch über eventuelle besondere Fastenübungen wurde gesagt, dass wir uns vielleicht weniger – oder sogar gar nicht – etwas Besonderes vornehmen sollten und müssten. Es genüge eigentlich, dass wir den Alltag, - die üblichen Klosterbräuche, auf die wir uns verständigt haben, - und die jeweiligen „Haus-Aufgaben“ konsequenter in den Blick nehmen und verwirklichen. Im ganz normalen Alltag liegt genug „Material“ für die Fastenpraxis.
Am Nachmittag erhielt ich den wöchentlichen Rundbrief des Abtes des Klosters Christ in the Desert, Neu-Mexiko, USA, der unter anderem auch genau das sagte. Dieses konkrete Fastenziel deutet er dann in einer Reflexion über den eigentlichen Sinn der Fastenzeit:
„Die Fastenzeit sollte eine Zeit sein, in der wir unsere Herzen, – unser tiefstes Innere für das Wirken Gottes weiter öffnen. Es ist keine Zeit, in der wir uns vornehmen, uns selbst heiliger machen! Nein, es ist eine Zeit, in der wir uns danach sehnen, dass Gott uns mehr zu eigen nimmt und dass er die umfassende Mitte unseres Alltags werde. Das ist das Ziel für den Christen und das Ziel des Mönches: dass Gott mich ganz zu eigen nehme.
Selten – wenn überhaupt denn je – erleben wir in der Fastenzeit Wunder. Im Allgemeinen bedeutet die Fastenzeit nur, dass wir uns die Zeit nehmen, ein wenig energischer gegen die Fehler und Versager anzugehen, mit denen wir uns das ganze Jahr herumplagen. Das übrige Jahr hindurch achten wir nicht groß auf diese Fehler und Versager. In der Fastenzeit versuchen wir, ein klares Bild davon zu bekommen, woran es in unserem Leben mit Gott mangelt. Wir bitten Gott dann, dass er uns ändere, und wir versuchen, das uns Mögliche zu tun, damit diese Änderung geschehen kann.“
Das trifft genau die ersten Verse des Kapitels über die Fastenzeit in der Regel Benedikts: „Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit. Dazu aber haben nur wenige die Kraft. Deshalb raten wir, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in aller Lauterkeit auf unser Leben achten und gemeinsam in diesen heiligen Tagen die früheren Nachlässigkeiten tilgen“ (RB 49,1-3).
Albert Altenähr OSB
2009-02-25