Impuls zur Karwoche
Auf dem Weg …, – wohin?
Unseren Kreuzgang prägt das Bild der Emmausjünger von Janet Brooks Gerloff. Es ist uns vor 20 Jahren geschenkt worden, - es ist aber erst vor 18 Jahren gemalt worden. Inzwischen ist es weit über die Grenzen unseres Klosters bekannt, und immer wieder wird von Kirchenzeitungen, Pfarrgemeinden, für Exerzitien, religionspädagogische Arbeitshilfen und anderes mehr danach gefragt.
In diesen vorösterlichen Tagen des Jahres 2010 lese ich das Emmausbild vor den dunklen Schatten, die in den letzten Wochen aus unserer Kirche hervorgebrochen sind. Ich lese es vor den Abgründen, mit denen sich auf unterschiedliche Weise Einzelne und Gemeinschaften auseinandersetzen müssen. Ich lese es vor den Dunkelheiten, in die ich persönlich hineingerufen bin, um zu helfen, eine Schneise des Lichtes zu schlagen.
Die beiden Jünger, - das ist die Kirche, das sind Klöster, das sind dieser und jener und das bin auch ich. Keine herrlichen Lichtgestalten, sondern schwarze Negative. Was in ihnen dunkel ist, steht grell im Licht. Der „alte Mensch“ hat sie zurückerobert. Sie sind Belastete, die sich schwer tun, das Licht, in dem sie zu Leb- und Glanzzeiten dessen, der das Licht ist, gelebt haben, zum Leuchten zu bringen.
Der Jesus an ihrer Seite – haben sie ihn verloren und verlieren sie ihn noch mehr und mehr? Ist Er für sie „dünn“ geworden, ein bloßer Schemen ohne wirkliche Füllung? Hat er sich aus ihrem tatsächlichen Leben „verdünnisiert“?
Oder ist es genau anders herum zu sehen? … dass er auf dem Weg mit ihnen ist, um sich für sie anders, neu und mehr und mehr zu verdichten, … - um bleibendes Gewicht und Gehalt in ihrem Leben zu gewinnen?
Das Bild von Janet Brooks Gerloff zeigt uns weder einen Weg noch die Emmausherberge. Erst der Schritt der Jünger in die Weg- und Ausweglosigkeit hinein schafft den Anfang eines neuen Weges. Dass die Füße der beiden Jünger gehen, deutet Sehnsucht, Bereitschaft und Hoffnung an.
Emmaus und ein Haus voll Glorie aber sind nicht in Sicht. Eine andere Perspektive tut sich in der Ferne auf. Eine einerseits aufgehellte Landschaft und gleichzeitig eine Regenfront. Das ist wohl auch realistischer als die Erwartung von der Wiederkehr von „Freude, Friede, …“, die immer eine Täuschung waren, sind und bleiben werden. Es ist diese gebrochene Wirklichkeit, in der das Brot-Brechen Jesu geschehen will.
Wenn in der Benediktsregel der Novize daraufhin anzuschauen ist, ob er wirklich Gott sucht und bereit ist, Widerwärtiges zu ertragen, dann kann das vielleicht auch so übersetzt werden: Lässt sich der Novize – der Benediktiner / jeder Glaubende – in die Demut führen, in der er seine eigene Verwundbarkeit und auch seine Wunden erkennt und damit bewusst zu leben bereit ist.
So könnte er dann als „ehrliche Haut“ erspürt und auch geachtet werden. So würde er von der Last befreit werden, den gläubigen Strahlemann spielen zu müssen, der der Bewunderung der Menschen hinterher hechelt.
Er würde strahlen, aber nicht aus sich selbst heraus, sondern aus der Quelle Gott.
Er schenke uns Einkehr zur Umkehr. Er schenke uns Erbarmen und neues Leben. Er schenke uns Ostern, - sich selbst.
Albert Altenähr OSB
2010-03-30