Christi Himmelfahrt
Der Beginn sehnsuchtsvoller Spurensuche
Da heißt es in der Apostelgeschichte: „Er wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken“ (Apg 1,9). Hatte es nach der Auferstehung noch geheißen: „Er geht euch voraus nach Galiläa“ (Matth 28,7), künden die Engel bei der Himmelfahrt eher dunkel als tröstend erhellend: „Er wird ebenso wiederkommen, wie ihr in habt zum Himmel hingehen sehen“ (Apg 1,11). Zunächst ist er aber einfach nicht mehr da. Er ist weg, - verschwunden. Spurlos verschwunden?
Was bleibt? – das ist immer wieder die Frage, wenn ein großer Abschied verlangt wird. Es ist vor allem die Frage beim Lebensabschied im Tod eines nahen Menschen. Die Zurückbleibenden sehnen sich nach möglichst konkreten Anhaltspunkten, die den Scheidenden lebendig halten, dass er nicht nach und nach zum fernen Schemen verblasst.
Die Jerusalemführer der christlichen Frühzeit kannten die Sehnsucht ihrer Pilger und sie deuteten Unregelmäßigkeiten auf dem Felsgipfel des Ölbergs als Fußabdrücke Jesu. Der fromme Pilger war zufrieden. Er konnte seinen Glauben festmachen an dem, was ihm gezeigt und gedeutet wurde. Er sah und war in seinem Glauben bestärkt: Der Herr hat eine Spur auf Erden hinterlassen.
Fußspuren werden erkannt. Sie sind eine stille Aufforderung:
- Stell dich in die Spur Jesu.
- Spüre der Spur nach.
- Nimm seine Spur auf.
- Gehe den Spuren nach.
- Geh seinen Weg
- und mach ihn zu deinem.
- Dann wirst auch du dahin kommen,
- wo für dich der Himmel offen ist.
- So wirst auch du Spuren hinterlassen.
Abt Albert Altenähr OSB
2006-05-18
Bild: Albrecht Dürer, Holzschnitt aus "Kleine Passion", 1511