Die Osterkerze 2021
Die Gestaltung der Osterkerze 2021 hatte die Absicht, durch großzügige und klare Linienführung der einzelnen Symbol- und Schmuckelemente auch denen, die in den entfernteren Bänken der Kirche die Liturgien mitfeiern, ein erkennbares Bild zu schenken. Der Verzicht auf detailreiches Füll- und Beiwerk mag die Gestaltung als karg erscheinen lassen, kann ( … und will ) die „Lücken“ aber auch als Anregung verstehen, die Leerstellen mit der eigenen Auseinandersetzung und ihren Anfragen an den Glauben zu füllen.
Die Kerze ist aber vielleicht trotz der klaren Linien der einzelnen Elemente auch sehr irritierend. „Um die Ecke“ schleichen sich Darstellungen in das Blickfeld, die man nicht oder nur ansatzweise erkennt, wenn man einen festen Standort / Standpunkt einnimmt. Die Kerze ist buchstäblich eine runde Sache ohne objektives Vorne und Hinten, Rechts und Links.
Der Betrachter ist eingeladen, sich zu bewegen, den Stand-punkt zu wechseln und um die Kerze herumzugehen um das Ganze wahrzunehmen. Erst wenn er „hinter“ die Kerze geht, wenn er sich „HinterGedanken“ macht, wird er Menschen ( … und vielleicht sogar sich selbst) auf der Kerze entdecken.
Ein grüner Streifen windet sich vom Boden bis zur Taube im oberen Bereich um die ganze Kerze. Er will das Unterwegs-Sein des Menschen andeuten. Die Farbe des Weges ist das Grün der Sehnsucht und Hoffnung.
Der Weg führt durch die Tore des Alpha und des Omega. Auch das Omega – der Ziel-Buchstabe des griechischen Alphabets – steht wie das Alpha gewissermaßen im Startbereich des Weges. Das könnte man dahingehend deuten, dass wir Menschen „… nach Christi Geburt“ irgendwie schon in der „Endzeit“ stehen und in dieser „Endzeit“ auf das Ende der Zeit hin unterwegs sind.
Ein Mann und eine Frau greifen mit ihren Wanderstöcken in der Hand das Motiv des Weges / des Unterwegs-Seins auf. Ein Kniender weit oben ist schon ganz nah ans Ende des Weges gekommen. Er ist noch im Bereich des Weges, sein Unterwegs-Sein / seine Bewegung ist aber in die Flamme, die er in seiner Hand trägt, hinüber-symbolisiert. Er ist schon am Ziel und zugleich Feuer und zugleich Flamme für das Ziel. Er ist noch nicht im Ziel.
Das Ziel ist in der Taube mit dem Zweig im Schnabel und im goldenen (Sonnen-)Kreis angedeutet. Die rote Taube lässt an den Heiligen Geist (und Pfingsten) denken, der grünende Zweig an neues Leben. Taube und Ölzweig haben sich in der Tradition der biblischen Noah-Erzählung als Hinweis auf einen neuen Bund und den Frieden und die Sehnsucht danach etabliert.
Der Goldkreis erinnert an einen Heiligen-schein. In der alten Bildsymbolik stehen der Kreis und das Gold für Vollendung, Ewigkeit, Glanz und Herrlichkeit, kurz: für Gott schlechthin und überhaupt.
In der Farbgebung dominieren gedeckte Töne. Es sind Farben voller Erde, Farben des Unterwegs-Seins. Erst und nur der reine Gottesbereich ganz oben gebraucht ein leuchtendes Rot und strahlendes Gold.
Bisher habe ich das Kreuz auf der Osterkerze mit keinem Wort erwähnt. Es gehört zu jeder Osterkerze. Und gerade diese Selbstverständlichkeit sollte ein beschreibender Text weder einfach bestätigen noch mit objektiven Erläuterungen neu enträtseln. Hier ist jeder einzelne Betrachter in die eigene Frage und das eigene Suchen auf der Spur des KreuzWegs hineingelockt und -gefordert.
Ich wünsche uns allen das österliche „Lumen Christi“, das „LichtGeheimnis des Glaubens“.
Albert Altenähr 2021-03-17
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