Sonnenuhr des neuen Christus-Tages
Ostersonne
Die Sonne strahlt durch das Kuppelauge der Jerusalemer Anastasis-, der Auferstehungskirche[1]. Sie verwandelt die zwölf Apostel-Strahlen zur Sonnenuhr des neuen, - ... des Christus-Tages.
Es ist nicht mehr die erste Morgenfrühe des ersten Tages der Woche, in der die Frauen zum Grab gingen, um den Salbungsdienst an dem Gekreuzigten nachzuholen. Der Tag ist fortgeschritten. Die Frauen sind in die Stadt zurückgeeilt, - ... Petrus und Johannes sind gekommen ... und wohl schon wieder weggegangen.
Ist es die Stunde der Maria von Magdala, die als erste den Herrn sehen durfte, - die Stunde, in der die Nacht der Trauer und das Zwielicht des leeren Grabes und der unglaublichen Engel-Botschaft dem Licht der Begegnung und des Glaubens weicht?
Maria von Magdala und die Apostel sind Zeit-Zeugen und Zeit-Zeichen. Sie künden vom Damals und vom Dereinst. Christus widerstrahlend geben sie uns einen Hinweis, was die Stunde heute geschlagen hat.
Was schlägt die Stunde? Benedikt schreibt im Prolog seiner Regel: „Öffnen wir unsere Augen dem göttlichen Licht und hören wir, was die Stimme Gottes, jeden Tag uns mahnend zuruft: Lauft, solange ihr noch das Licht des Lebens habt, damit euch nicht die Finsternis des Todes überfällt“ (RB Prolog 9; 13).
Albert Altenähr OSB
2002-03-11
[1] Jürgen Krüger, Die Grabeskirche zu Jerusalem, Regensburg 2000, S. 228: „Die Kuppel des 19. Jahrhunderts über dem Heiligen Grab, die bei einem Feuer 1949 schweren Schaden gelitten hatte, war seit 1980 saniert worden. Im Gegensatz zur alten historistischen Bemalung, die in Anlehnung an die Ausmalung des Felsendoms aus kleinteiligem Rankenwerk bestanden hatte, einigte man sich jetzt auf eine rein symbolische Darstellung nach dem Entwurf des Amerikaners Ara F. Normart. Vom Kuppelauge, das die Sonne vertritt, gehen zwölf mächtige, plastische Strahlen aus, die darunter ein Meer von Sternen zum Leuchten bringen. Mit der Sonne, als Symbol des Lichtes für die Auferstehung Christi stehend, mit der Zwölfzahl der Strahlen auf die Apostel anspielend und mit dem Strahlenmotiv auf das Pfingstfest und auf die Aussendung der Apostel hinweisend wird hier die ökumenische, gleichberechtigte Stellung der Apostel veranschaulicht. Im Jahr 1997 konnte die Kuppel mit der neuen Dekoration, die ein amerikanisches Mitglied des Ritterordens vom heiligen Grab gestiftet hatte, endlich von Gerüsten befreit werden.“