Eine Weihnachtsgeschichte
Das alte Kamel
Es war einmal ein altes Kamel, das hatte die Weisheit mit Löffeln gefressen, und mit hoher Nase und spitzem Mund mokierte es sich über dieses und jenes, und überhaupt über alles. Und natürlich ganz besonders über die Dummlinge, die über den Horizont ihres Daseins und Hierseins hinausglaubten. Es hatte einen Freund – genau so ein Kamel, das ganz seiner Meinung war. Sie lagen auf ihren Bäuchen und waren zufrieden mit sich und der Welt.
Ein Raunen und Singen schwirrt ihnen zu. Gott allein kannte seine Wege. Nicht zu glauben, was da klingt, aber faszinierend ist die Nachricht allemal: Kollegen – auch so Kamele – seien bei einer Karawane in so’n Dorf „Irgendwo-Ich-weiß-nicht-wo“ gekommen, und da seien ganz komische Dinge geschehen. Gott sei Mensch geworden, habe man behauptet. Gott …, schon wieder der! Von einer Jungfrau geboren – auch das noch! Die spinnen, die so was glauben!
Hartnäckig hing das Geraune in der Luft und wollte sich partout nicht verflüchtigen. … So ein Kamel war das alte Kamel ja nun doch nicht, dass dieses Luft-Gesirre es nicht ein wenig unruhig machte.
„Ist vielleicht doch was dran an dem Unglaublichen? Man müsste es prüfen! Totgeredet hat es sich bis heute nicht. Und der eine oder andere Vertreter dieser Botschaft wirkt ja durchaus echt. ...
Freund, sollten wir vielleicht doch mal …?“
Albert Altenähr OSB
2010-12-11