Der alte Lauch
Die sieben Tage waren inzwischen in die Jahre gekommen.
Der tatenkräftige Schöpfer von allem war zum „lieben Gott“ geworden, ein liebens-würdiges Alterchen mit weißem Haar und langem Bart. Und natürlich war die Zeit auch an Adam und Eva nicht vorübergegangen.
Wie an jedem Sabbat saßen die drei zusammen und betratschten dies und das, wie das alte Leute halt so machen. Und Adams Rollator stand auch dabei.
„Es geht nicht mehr so wie früher“, seufzte Adam. „Alles braucht mehr Zeit, … und überhaupt und so“, nickte Eva. „Ja, … früher, … das war einmal“, meinte der Rollator und blickte voll Sorge in die Zukunft.
Der liebe Gott schien gar nicht zuzuhören. Sein Blick wanderte mal nach hier, mal nach dort. Und seine Augen lächelten immer tiefer aus ihm heraus.
„Seht den Zierlauch dort. Welche Farbe leuchtete er im Mai! Jetzt ist er altersgrau wie wir und hat sich müde geblüht. Aber wie er strahlt, … auch jetzt. Er ist schön, so wie er ist. Salomo in all seiner Pracht kommt ihm nicht gleich.“
Und dann zwinkerten seine Augenwinkel den beiden zu: „… so wie ihr.“
Mehr sagte er nicht. … und der Sabbat strahlte über dem Paradies.
Albert Altenähr
2019-06-26