psalm63 1

Gründerabt von Kornelimünster

Benedikt von Aniane

Die Gründung Kornelimünsters verdankt sich den karolingischen Reformbestrebungen für die Kirche zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Der Sohn Karls des Großen, Kaiser Ludwig der Fromme, holte gleich zu Beginn seiner Herrschaft (814) den Abt Benedikt von Aniane an den Aachener Hof. Mit ihm als Berater führte er die Aachener Reformsynoden (816-818) durch. Die Gründung Inda, das heutige Kornelimünster, sollte auf der Grundlage der Regel des Benedikt von Nursia († 547) ein „Muster“ für das Mönchtum im Frankenreich aufzeigen. Die karolingische Klosterreform vereinheitlichte die im Lauf der Jahrhunderte bunt gewachsene Mönchstradition und legte so die Basis für die dominierende Bedeutung der Benedikt-Regel im Mittelalter. Benedikt von Aniane starb am 11. Februar 821 in seiner Gründung Inda/Kornelimünster.

Benedikt (* um 750) entstammte dem westgotischen Adel Südfrankreichs. Er wurde am Hof König Pippins erzogen, trat in den königlichen Dienst und nahm am Langobardenfeldzug Karls d. Gr. (773) teil. Wenig später wandte er sich dem Mönchsleben zu und schloss sich der Gemeinschaft von Saint-Seine bei Dijon an. Um 779 gründete er auf seinem Erbbesitz Aniane bei Montpellier ein Kloster, das sich schnell entwickelte. Benedikt und sein Kloster gewannen im aquitanischen (süd-französischen) Teil des Frankenreichs und beim jungen König Ludwig dem Frommen, der diesen Teil des Reiches verwaltete, großen Einfluss.

Benedikts Weg als Mönch führte ihn von einer streng aszetischen Mönchspraxis, die vor allem von der Tradition der Mönchsväter Ägyptens und Palästinas geprägt war, zu der ausgewogeneren Auffassung Benedikts von Nursia († 547) und dessen Klosterregel. Der Codex regularum monasticarum et canonicarum, eine Sammlung von Klosterregeln, und das Werk Concordia  regularum geben Zeugnis von seinem Ringen um das Verständnis und eine ausgewogene Form des Mönchtums. Sein Schüler und Nachfolger als Abt von Aniane, Ardo Smaragdus, hat kurz nach dem Tod Benedikts eine Vita des Heiligen geschrieben.

Die Reformen Benedikts aus dem Aachener Zentrum des Reiches heraus blieben nicht ohne Widerstand, der sich nach dem Tod des Gründerabtes von Kornelimünster stärker formierte. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Kornelimünster ein eher bescheidenes Kloster blieb und sein Gründer kaum als Heiliger ins Bewusstsein trat. Eine begrenzte Verehrung konnte sich  nur in seiner südfranzösischen Heimat entwickeln. Die Grablege in Kornelimünster geriet in Vergessenheit - was bei einem hoch geschätzten und verehrten Heiligen sicher nicht vorgekommen wäre - und konnte bisher nicht aufgefunden werden.

In Aniane ist von dem von Benedikt gegründeten ursprünglichen Klosterbau nichts erhalten. Die Abteigebäude von Aniane sind aus dem frühen 18. Jahrhundert. Am ursprünglichen Ort der Abtei wurde vor dem Hintergrund des 1100-Jahr-Gedächtnisses zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Benediktskapelle gebaut, die nie vollendet wurde.

Am Festtag des Heiligen 1906 (104 Jahre nach der Aufhebung des Klosters durch Napoleon) kamen die Benediktiner wieder nach Kornelimünster zurück, um die 1000jährige Klostertradition des Ortes neu aufzunehmen. Zusammen mit dem Papst Kornelius († 254) ist Benedikt von Aniane Patron der Abtei Kornelimünster. In der Abteikirche zeigen die Glasfenster in den linken Seitenschiff Szenen aus der Vita des Heiligen. Am Aachener Dom stellt eine der Figuren an der Außenfront der Chorhalle den Gründerabt von Kornelimünster dar.

An der Chorhalle des Aachener Doms steht die Figur Wilhelms neben der des Benedikt von Aniane.Weitgehend unbekannt dürfte sein, dass Wilhelm von Aquitanien († 28. Mai 812) unmittelbarer Schüler Benedikts von Aniane war und dass sein Leben weitgehend auch in der Vita Benedikts erzählt wird. Der Herzog von Aquitanien gründete 804 das Kloster Gellone (St. Guilheme le desert) unweit von Aniane, dem er es unterstellte. Zwei Jahre später trat er selbst dort als Laienbruder ein. Schon bald nach seinem Tod wurde Wilhelm hoch verehrt. Das "Chanson de geste" verherrlicht sein Leben als Kriegsheld und Mönch; es diente Wolfram von Eschenbach als Vorlage für sein Versepos "Willeham". An der Chorhalle des Aachener Doms steht die Figur Wilhelms neben der des Benedikt von Aniane. Die Abteikirche von St. Guilhem le desert ist ein Meisterwerk romanischer Baukunst.

Eindrucksvoll ist der romanische Pont du Diable über den Herault, den beide Abteien zusammen zur Verbesserung der Weg-Verbindung  zwischen ihren Häusern um 1036 errichteten. Das Kloster Aniane kam damals für die Baumaterialien auf, Gellone bezahlt den Architekten und die Steinmetze. Der Pont du Diable ist die älteste romanische Brücke Frankreichs. Die UNESCO hat sie 1999 zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Gründung Kornelimünsters verdankt sich den karolingischen Reformbestrebungen für die Kirche zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Der Sohn Karls des Großen, Kaiser Ludwig der Fromme, holte gleich zu Beginn seiner Herrschaft (814) den Abt Benedikt von Aniane an den Aachener Hof. Mit ihm als Berater führte er die Aachener Reformsynoden (816-818) durch. Die Gründung Inda, das heutige Kornelimünster, sollte auf der Grundlage der Regel des Benedikt von Nursia (+ 547) ein „Muster“ für das Mönchtum im Frankenreich aufzeigen. Die karolingische Klosterreform vereinheitlichte die im Lauf der Jahrhunderte bunt gewachsene Mönchstradition und legte so die Basis für die dominierende Bedeutung der Benedikt-Regel im Mittelalter. Benedikt von Aniane starb am 11. Februar 821 in seiner Gründung Inda / Kornelimünster. 

Benedikt (* um 750) entstammte dem westgotischen Adel Südfrankreichs. Er wurde am Hof König Pippins erzogen, trat in den königlichen Dienst und nahm am Langobardenfeldzug Karls d. Gr. (773) teil. Wenig später wandte er sich dem Mönchsleben zu und schloss sich der Gemeinschaft von Saint-Seine bei Dijon an. Um 779 gründete er auf seinem Erbbesitz Aniane bei Montpellier ein Kloster, das sich schnell entwickelte. Benedikt und sein Kloster gewannen im aquitanischen (süd-französischen) Teil des Frankenreichs und beim jungen König Ludwig dem Frommen, der diesen Teil des Reiches verwaltete, großen Einfluss.

Benedikts Weg als Mönch führte ihn von einer streng aszetischen Mönchspraxis, die vor allem von der Tradition der Mönchsväter Ägyptens und Palästinas geprägt war, zu der ausgewogeneren Auffassung Benedikts von Nursia (+ 547) und dessen Klosterregel. Der Codex regularum monasticarum et canonicarum, eine Sammlung von Klosterregeln, und das Werk Concordia  regularum geben Zeugnis von seinem Ringen um das Verständnis und eine ausgewogene Form des Mönchtums. Sein Schüler und Nachfolger als Abt von Aniane, Ardo Smaragdus, hat kurz nach dem Tod Benedikts eine Vita des Heiligen geschrieben.

Die Reformen Benedikts aus dem Aachener Zentrum des Reiches heraus blieben nicht ohne Widerstand, der sich nach dem Tod des Gründerabtes von Kornelimünster stärker formierte. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Kornelimünster ein eher bescheidenes Kloster blieb und sein Gründer kaum als Heiliger ins Bewusstsein trat. Eine begrenzte Verehrung konnte sich  nur in seiner südfranzösischen Heimat entwickeln. Die Grablege in Kornelimünster geriet in Vergessenheit - was bei einem hoch geschätzten und verehrten Heiligen sicher nicht vorgekommen wäre - und konnte bisher nicht aufgefunden werden. 

In Aniane ist von dem von Benedikt gegründeten ursprünglichen Klosterbau nichts erhalten. Die Abteigebäude von Aniane sind aus dem frühen 18. Jahrhundert. Am ursprünglichen Ort der Abtei wurde vor dem Hintergrund des 1100-Jahr-Gedächtnisses zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Benediktskapelle gebaut, die nie vollendet wurde (s. Bild 3).  

Am Festtag des Heiligen 1906 ( - 104 Jahre nach der Aufhebung des Klosters durch Napoleon - ) kamen die Benediktiner wieder nach Kornelimünster zurück, um die 1000jährige Klostertradition des Ortes neu aufzunehmen. Zusammen mit dem Papst Kornelius (+ 254) ist Benedikt von Aniane Patron der Abtei Kornelimünster. In der Abteikirche zeigen die Glasfenster in den linken Seitenschiff Szenen aus der Vita des Heiligen. Am Aachener Dom stellt eine der Figuren an der Außenfront der Chorhalle den Gründerabt von Kornelimünster dar.

Weitgehend unbekannt dürfte sein, dass Wilhelm von Aquitanien (+ 28. Mai 812) - Namenspatron vieler „Wilhelms“ - unmittelbarer Schüler Benedikts von Aniane war und dass sein Leben weitgehend auch in der Vita Benedikts erzählt wird. Der Herzog von Aquitanien gründete 804 das Kloster Gellone (St. Guilheme le desert) unweit von Aniane, dem er es unterstellte. Zwei Jahre später trat er selbst dort als Laienbruder ein. Schon bald nach seinem Tod wurde Wilhelm hoch verehrt. Das "Chanson de geste" verherrlicht sein Leben als Kriegsheld und Mönch; es diente Wolfram von Eschenbach als Vorlage für sein Versepos "Willeham". - An der Chorhalle des Aachener Doms steht die Figur Wilhelms neben der des Benedikt von Aniane (s.Bild 2 dieser Seite) - Die Abteikirche von St. Guilhem le desert (s. Bild 4) ist ein Meisterwerk romanischer Baukunst:  

Eindrucksvoll ist der romanische Pont du Diable über den Herault, den beide Abteien zusammen zur Verbesserung der Weg-Verbindung  zwischen ihren Häusern um 1036 errichteten. Das Kloster Aniane kam damals für die Baumaterialien auf, Gellone bezahlt den Architekten und die Steinmetze. Der Pont du Diable ist die älteste romanische Brücke Frankreichs. Die UNESCO hat sie 1999 zum Weltkulturerbe erklärt

Quellentexte

Abschiedsbrief  des hl. Benedikt von Aniane an den Abt und die Mönche von Aniane

Kloster Inda, den 10. Februar 821

Dem im Herrn höchst ehrwürdigen und glückvollen Georg, Abt des Klosters Aniane, und allen unseren Söhnen und Brüdern, die unter der Regel des Vaters Benedikt aufrichtig und wachsam leben, wünscht Benedikt, der letzte aller Äbte und bereits seinem Ende nahe, Heil.

Was mir mehr als alles andere am Herzen liegt und vor allen Dingen meine Aufmerksamkeit beschäftigt, das ist die sehr große Sorge um Euer Leben nach den Vorschriften der Regel. Keineswegs ist mir unbekannt, daß Ihr ehrenhaft ringt, daß Ihr in größter Treue meiner gedenkt und keiner ermahnenden Worte bedürft. Aber dem Ende nahe und in der Ungewißheit, ob ich Euch je wiedersehen werde, drängt die Liebe mein Herz, durch treue Freunde und durch diesen Brief einige Worte an Euch zu richten. Ihr wißt es ja selbst, wie ich mich, so lange es mir möglich war, mit allen meinen Kräften bemüht habe, Euch ein ermutigendes Beispiel des Lebens zu zeigen. Nunmehr aber bitte ich Euch, meine Söhne, und rufe Gott zum Zeugen meines letzten Willens an, daß Ihr einmütig im Band der Liebe einerlei Gesinnung haben möget. Wer von den Meinen immer zu Euch zurückkehren und unter Euch nach der Regel leben will, den nehmt gütig und freundlich als Bruder auf, wie es sich geziemt. Denn an leiblichem Unterhalt wird es Euch, Gott sei Dank, nicht fehlen. Allen insgesamt, am meisten jedoch denen, die durch Freundschaft mit uns verbunden sind, erweist eifrig eure Liebe und spendet den ärmeren Brüdern, soviel Ihr nur immer von Eurem Lebensunterhalt erübrigt. Für dieses und alles andere traget Sorge wie zu meinen Lebzeiten, mehr aber noch nach meinem Tode. So wie viele seit langem verderbte Klöster dank der Gnade Gottes und unseres Zutuns einige Besserung erlangt zu haben scheinen, so hütet auch Ihr Euch in jeder Weise, vom rechten Weg abzuweichen, was der barmherzige Gott verhüten möge. Mit dem Kloster Inda bleibt in Verbundenheit vereint wie Brüder. Den Helisachar, der von allen auf Erden jederzeit unser treuester Freund war, und dessen Brüder lasset meine Stelle vertreten; zu ihm nehmt immer Eure Zuflucht.

So ermahne ich Euch jetzt, da ich nicht weiß, ob ich Euch im gegenwärtigen Leben noch wiedersehen werde. Denn am 7. Februar wurde ich nach Anordnung der göttlichen Barmherzigkeit von einem sehr heftigen Anfall getroffen; und ich erwarte nichts anderes als den anbrechenden letzten Tag meines Erdenlebens.

(Quelle: Migne PL 103, 1379-1381. Übersetzung aus dem Lateinischen: Berthold Simons OSB)

Auszug aus dem Totenbrief der Mönche von Inda an Ardo im Kloster Aniane

Der heiligmäßige Mann Benedikt ver­weilte bis zu seinem Tode häufig in der Pfalz des Königs, nicht um irdischen Angelegenheiten zu dienen, sondern zum Nutzen der Gläubigen. Noch am vierten Tage vor seinem Tod trug er, ohne sich unwohl zu fühlen, dem Kaiser in vertraulichem Gespräch alles vor, was ihm darzulegen notwendig schien. Am gleichen Tag befiel ihn plötzlich das Fieber. Er zog sich in seine Wohnung bei der Pfalz zurück. Als am nächsten Tag die Kunde seiner schweren Erkrankung bekannt wurde, kamen alle Würdenträger des Kaisers, ihn zu besuchen. Eine große Anzahl von Bischöfen, Äbten und Mönchen fand sich bei ihm ein, daß wir, die bei ihm Krankenwache hielten, kaum zu ihm gelangen konnten. Als erster suchte Abt Helisachar ihn auf. Er blieb bei ihm bis zu seinem Tode.

Am Donnerstag war er erkrankt. In der Nacht zum Samstag schickte der Kaiser seinen Erzkämmerer Tankulf mit dem Auftrag, wir sollten den Schwerkran­ken noch in derselben Nacht zum Kloster bringen. Vor dem Morgengrauen überführten wir ihn mit Helisachar sowie seinen und unseren Bediensteten in der ersten Tagesstunde zum Kloster Inda. Zur dritten Stunde ließ er uns alle seine Zelle verlassen und ver­blieb bis zur sechsten Stunde allein. Dann ging Abt Helisachar mit unserem Prior wieder hinein, um zu erkunden, wie es ihm gehe. Benedikt antwortete ihnen, daß er sich noch nie so gut gefühlt habe. Und er fügte hinzu: „Bis jetzt habe ich im Chor der Heiligen vor Gott gestanden“.

Am nächsten Tag aber ließ er die Brüder zu sich kommen und gab ihnen seine letzten heilsamen Ermahnungen. Er bekannte ihnen, daß er in den 48 Jahren seines Mönchslebens keinen einzigen Tag sein Brot gegessen ha­be, ohne vorher Gott unter Tränen zu danken. - Am gleichen Tag dik­tierte er eine kurze Botschaft an den Kaiser und andere schriftliche Ermahnungen an verschiedene Klöster. Dieser verehrungswürdige Mann hat, wie wir nach seinem Tode dem von ihm geführten Tagebuch entnommen haben und wie er selbst zu Lebzei­ten einigen zum Ausdruck brachte, über alle seine Tätigkeiten während der letzten fünf Jahre und zwei Monate vor seinem Tode genauestens Buch geführt.

Er starb als Siebziger am 11. Febru­ar im Jahre 821 nach Christi Geburt. Nach Ablauf des dritten Tages haben wir sein Grab geöffnet und ihn in den steinernen Grabbehälter umgebet­tet, den der Kaiser hatte bereiten lassen. Als wir sein Gesicht enthüll­ten, sahen wir auf seiner Stirn, in der Nähe der Augen und an den Lippen eine derart frische Röte, wie er sie zu Lebzeiten nie gehabt hatte. Wir, d.h. die Brüder des Klosters Inda Deidonus, Levigild, Bertad und Desiderius, haben diesen Sachverhalt wahrheitsgemäß aufgenommen und be­stätigen ihn als Augenzeugen. Wir wünschen unserem Magister Ardo Heil im Herrn. Es grüßen euch alle Brüder von Inda, wie auch ihr jederzeit an uns alle denken möget. Amen.

(Quelle: Migne PL 103, 383f. Übersetzung aus dem Lateinischen: Abt Berthold Simons OSB)