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Rundbrief Sommer 2010

[Zum geistlichen Impuls „Ferien – Die schönsten Tage des Jahres“]

Der Zeitraum von Advent bis zum Sommer hin ist relativ lang. Viele Leserinnen und Leser besuchen regelmäßig unsere Homepage und wissen, was sich bei uns in der Gemeinschaft tut. Aber längst nicht alle haben Zugang zum Internet. Vor allem Ihnen wollen wir hier erzählen.

Das Weihnachtsfest verlief in der gewohnten Weise. Alte und neue Gäste feierten mit uns. Allerdings stellten wir fest, dass die Besucherzahlen zu den Gottesdiensten im Allgemeinen abnahmen. Eine Ausnahme ist die Vesper vom Heiligen Abend, die ungewöhnlich viele Besucher anzieht – vielleicht gerade, weil wir diese Feier in aller Schlichtheit begehen.

Unsere Krippe erfreute sich wie jedes Jahr eines regen Besuches; manche fragten auch um kleine Führungen an, die in der Regel von P. Albert, dem "Schöpfer" und Betreuer unserer Krippe, gerne durchgeführt wurden.

Im Januar waren wieder unsere Oblaten im Haus, die ein Wochenende lang von P. Oliver als Oblatenrektor in gewohnter Weise betreut wurden. In einer schlichten Feier wurden zwei Personen in das Probejahr aufgenommen, zwei weitere legten ihr Versprechen ab. In seiner Ansprache ging Abt Friedhelm u. a. auf die Haltung des Hörens ein. Sie soll Benediktinermönche prägen, aber ebenso alle Menschen, die im Geiste Benedikts "draußen in der Welt" leben. – Wenige Tage nach diesem Treffen verstarb die Oblatin Helma Behrens. Viele Jahre hat sie nachmittags an der Pforte unser Kloster "gehütet" und gab unserem Haus ihr Gesicht. Vielen Menschen ist sie auf diese Weise bekannt geworden. Für ihre zuverlässigen, treuen und diskreten Dienste sei ihr auch an dieser Stelle noch einmal Dank gesagt. Möge Sie das Licht des Lebens schauen dürfen!

Am 13. Januar konnte Fr. Antonius ein Fest begehen: Nach einer Eucharistiefeier in der Kirche St. Remigius in Bonn wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Familienangehörige, Freunde und Abt Friedhelm konnten an dieser Feier teilnehmen. Lange Jahre des Studierens und Arbeitens mit Höhen und Tiefen fanden einen guten Schlusspunkt.

Ende Januar bewegte auch uns das Erdbeben auf Haiti. In einer Sonderkollekte haben wir für die Opfer gesammelt und über ein uns verbundenes Kloster in Frankreich das Geld direkt  Erdbebenopfern zukommen lassen können. Allen Spendern wie auch allen Betern sei an dieser Stelle herzlich gedankt!

In unser Haus kamen Firmlinge und Kommunionkinder sowie Gruppen unterschiedlicher Art, um sich bei uns zu erholen, neu auszurichten, zu überlegen und neue Perspektiven in den Blick zu nehmen. Für kurze Zeit weilte im Rahmen einer Tagung auch Ministerin a. D. Ulla Schmidt in unserem Haus.

Neben dem vielfältigen "Klein Klein" des Alltags gaben P. Oliver Exerzitienkurse für Schwestern in Kroge und Münster, P. Albert für Schwestern in Xanten und Bestwig. Abt Friedhelm nahm an einer Fortbildung für Ordensobere in Wien teil; diese Fortbildung wird bis in das nächste Jahr gehen und an verschiedenen Orten stattfinden.

Gesundheitlich kamen wir gut durch den Winter, von einigen hartnäckigen Erkältungen abgesehen, die wir letztendlich aber doch meistern konnten. Fr. Egilhard wurde nach Ostern noch einmal an seinem Auge operiert, so dass sein Gesichtsfeld jetzt wieder viel größer ist. Auch mit dem Gehen nach seinem Schlaganfall im vorigen Jahr wird es immer besser und er hilft nach besten Kräften im Gästespeisesaal und in der Sakristei mit.

Ostern haben wir in guter Atmosphäre gefeiert, wie gewohnt waren etliche Gäste im Haus. Herr Horst Gach, der über viele Jahre fast täglich bei uns das Orgelspiel übte und so auf seine Weise auch Seelsorge betrieb, kann seit geraumer Zeit krankheitsbedingt seinen Dienst nicht mehr ausüben. Auch ihm sei von Herzen an dieser Stelle gedankt – wie auch jenen, die an seiner Stelle den Dienst des Organisten übernommen haben.

Am 18. März wurde in den „Aachener Nachrichten“ ein Artikel gebracht, in dem zwei ehemalige Schüler unserer früheren Realschule Vorwürfe von sexuellen Übergriffen und ungewöhnlich harter körperlicher Züchtigung erhoben. Beschuldigt wurden zwei inzwischen verstorbene Mitbrüder. Zu diesen Vorwürfen nahm Abt Friedhelm in einer Presseerklärung vom 18. März Stellung sowie in der Predigt am 21. März. Darin bat er die Betroffenen um Entschuldigung für das, was ihnen in unserem Haus widerfahren ist.

Zum Wortlaut dieser Texte

Betroffene können sich bei unserem Beauftragten für den Missbrauch, Oberstaatsanwalt a. D. Dr. Hans Helmut Günter aus Aachen. Von sich aus meldeten sich ehemalige Schüler bei Abt Friedhelm. Einige sprachen von nicht angemessener körperlicher Bestrafung; weitere Vorwürfe von sexuellen Übergriffen wurden nicht erhoben. Andere Schüler meldeten sich um sich mit unserem Haus solidarisch zu erklären und zu sagen, ein „härteres Anpacken“ sei in den 50 und 60 Jahren – auf diesen Zeitraum bezogen sich die Vorwürfe – üblich gewesen. Ein Schüler meldete sich bei Abt Friedhelm zu einem persönlichen Gespräch.

Ende Juni berichte Dr. Günter unserem Konvent darüber, welche Reaktionen bei ihm eingegangen waren. Sechs ehemalige Schüler hatten sich gemeldet, alle mit dem Vorwurf unverhältnismäßiger körperlicher Bestrafung; einer berichtete von verbalen Entgleisungen eines Lehrers, der nicht Mönch war. Keiner suchte das angebotene Gespräch mit einem der Mitbrüder.

Ist damit „der Fall erledigt“? In den letzten Monaten ist durch das Bekanntwerden von Missbrauch in kirchlichen und außerkirchlichen Einrichtungen viel an Vertrauen verloren gegangen. Viele leidvolle Erfahrungen wurden öffentlich gemacht. Wir als Kirche im großen wie im Kleinen müssen gut sehen, wie verlorenes Vertrauen wieder gewonnen werden kann. Dazu wird es sicherlich auch in unserer Gemeinschaft noch Gespräche geben müssen um zu sehen, wie wir eine angemessene Mischung aus Distanz und Nähe untereinander und zu unseren Gästen und Gottesdienstbesuchern finden können, damit wieder ein natürlicher, vertrauensvoller und unverkrampfter Umgang miteinander gelebt werden kann.

Ein weiteres Ereignis betrifft unsere kleine Gemeinschaft, hier vor allem P. Albert. In unserem Schwesterkloster Michaelsberg in Siegburg trat während einer kanonischen Visitation im Mai Abt Raphael Bahrs von seinem Amt zurück. Die Leitung der Gemeinschaft übernahm Abtpräses Bruno Marin in Rom, vertreten durch P. Albert hier in Deutschland. Zum Hausoberen wurde P. Christian Dieckmann bestellt. Durch seine neue Aufgabe ist P. Albert zwar nicht ständig in Siegburg, aber in den ersten Monaten doch recht häufig. Da fehlt er in unserer Gemeinschaft, was wir alle spüren. Wir wünschen P. Albert eine gute Hand bei seiner nicht leichten Aufgabe und den Mitbrüdern in Siegburg eine gedeihliche Zukunft! Unser Gebet soll die Mitbrüder begleiten.

Eine dritte „größere Sache“ war die aus unserer Sicht notwendige Erhöhung des Pensionspreises zum Beginn des Jahres. Viele hatten innen und außen Verständnis für diesen Schritt, andere waren nicht damit einverstanden. Es ist ein Trost für uns zu erfahren, dass bisher die Gästezahlen nicht zurückgegangen sind, sondern sogar ein wenig zugenommen haben. Hier sei auch noch einmal darauf hingewiesen, dass jeder um eine Ermäßigung nachfragen kann, wenn er gerne als Gast in unserem Hause sein möchte.

Vieles wäre noch zu berichten aus den zurückliegenden Monaten; es kann gar nicht alles Raum finden in diesem Brief. Fr. Matthias und Frau Godde führten Tanztage durch, wir Mönche gönnten uns zweimal Geistliche Tage, um uns zu stärken, es gab Konzerte und zahlreiche andere Veranstaltungen in unserem Haus. Wenn wir könnten, dann würden wir an manchen Wochenenden 40 bis 50 Personen bei uns beherbergen; so stark ist die Nachfrage. Unser Haus an den anderen Tagen der Woche in einer angemessenen Auslastung zu belegen ist noch entwicklungsfähig.

Zu guter Letzt: Aktion „Sitzkissen in der Kirche“

Die Sitzkissen auf unseren Kirchenbänken bedürfen dringend der Erneuerung. Die Kissen sind gut 25 Jahre alt; ihre Unterseite hat sich zwischenzeitlich in das Holz „eingefressen“. Das sieht unschön aus und beschmutzt leider inzwischen auch das eine oder andere Kleidungsstück.

Zur Zeit werden zwei Bänke abgeschliffen, neu lackiert und sollen mit neuen Kissen bestückt werden, die am Tag der Freunde begutachtet werden können. Für diese Aktion bitten wir um Ihre großzügige Unterstützung, da wir dieses Unterfangen nicht so gut alleine „stemmen“ können. Unsere Kirche ist auch Ihre Kirche. Selbst wenn zum Gebet nur wir Mönche anwesend sind – was so gut wie nie der Fall ist! - so sind doch viele von Ihnen in Gedanken bei uns. Helfen Sie uns bitte, unsere Kirche zu verschönern. Schon im Voraus ein herzliches „Vergelt’s Gott“!

Und wir Mönche in Kornelimünster werden weiter mit Ihnen und für Sie beten, Ihnen Herberge bei uns geben und mit Ihnen nach besten Kräften das Leben teilen.

In herzlicher, dankbarer und betender Verbundenheit grüßen Sie
Ihre Mönche von Kornelimünster